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Zum Schutz der Sonn- und Feiertage

in: EGV, Pastorale Handreichungen, Heft 6, Paderborn 1988
[nachfolgend in Auszügen abgedruckt]

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Einleitung

Der Sonntag ist ein hohes Gut. Der Mensch lebt in der Spannung von Arbeit und Muße, von Bewegung und Ruhe.
  • Am Sonntag haben wir Zeit. Wir können unsere körperlichen, geistigen und musischen Fähigkeiten zum Ausdruck kommen lassen.
  • Der Sonntag ist Zeit der Entspannung nach der Anspannung der Woche. Wir erholen uns nach anstrengender Arbeit, Leib und Seele können ein neues Gleichgewicht finden.
  • Der Sonntag ist Zeit der Besinnung. In der Distanz zum Alltag können wir unser Handeln neu gewichten.
  • Der Sonntag kann uns nach Hektik und Lärm Momente der Stille verschaffen.
All dies sind Voraussetzungen zur Besinnung auf Gott. Im Mittelpunkt des Sonntags steht die Eucharistiefeier. Wir erinnern uns an die Vollendung der Schöpfung am 7. Tag, und wir feiern die Auferstehung Jesu Christi am 1. Tag der Woche. Beides ist Geschenk und Aufgabe zugleich. Am Sonntag festzuhalten bedeutet, sich der Geschöpflichkeit des Menschen zu erinnern und an seiner Würde als dem Ebenbild Gottes festzuhalten.
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Der Sonntag ist in Gefahr

„Was uns heute in zunehmendem Maße nachdenklich stimmt, ist die Tatsache, dass die Bedeutung des Sonntags, sein religiöser Sinn als Tag des Herrn und sein kultureller Wert für unser Volk, vielen immer weniger bewusst ist. Wir beobachten mit Sorge eine schleichende Aushöhlung des Sonntags, die zudem durch technische, wirtschaftliche und soziale Entwicklungen gefördert wird.“ So heißt es in der gemeinsamen Erklärung der Deutschen Bischofskonferenz und des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland: „Unsere Verantwortung für den Sonntag“.
Der Sonntag ist nicht mehr für alle der besondere Tag der Woche. Er ist eingebettet in das Wochenende und Teil unserer Freizeit. Gleichzeitig ist der Sonntag in Gefahr, in den Arbeitsablauf eingegliedert zu werden. Immer mehr Unternehmen wollen Ausnahmegenehmigungen vom Verbot der Sonntagsarbeit erreichen. Die zunehmende Automatisierung und die Notwendigkeit, bei schärferer Konkurrenz die Maschinen voll auszulasten, aber auch das Streben nach möglichst großem Gewinn lassen es erstrebenswert erscheinen, aus der 5-Tage-Woche eine 7-Tage-Woche zu machen. Die „Conti-Schicht“, die kontinuierliche Arbeit ohne Rücksicht auf Wochentage oder Zeiten des Tages und der Nacht, ermöglicht die optimale Auslastung der Maschinen. Der Freizeitausgleich soll an einem beliebigen Wochentag erfolgen. Freizeit, Familie, Privatleben und auch das Leben mit Gott werden so dem Arbeitsablauf untergeordnet.
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Konsequenzen

  • In unseren Gemeinden sollte durch die Gestaltung des Sonntags, in der Feier der Gottesdienste bis hin zu Angeboten für einzelne und Familien, erfahrbar werden, dass der Sonntag seinen Wert hat.
  • Von Unternehmen und Firmen wird erwartet, dass der Sonntag nicht durch einen beliebigen freien Tag in der Woche ausgetauscht wird. Der Sonntag besitzt einen höheren Wert als die Auslastung von Betriebskapazitäten.
  • Vereine und Verbände sollen ihre Veranstaltungen nicht in Konkurrenz zu den sonntäglichen Gottesdiensten, insbesondere am Sonntagmorgen, stattfinden lassen, wobei diese Aktivitäten für viele eine Möglichkeit zu Kontakt und Geselligkeit sind.