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Pastorale Leitlinien zur Firmpastoral

Diözesangesetz vom 17. März 1982

Pastorale Leitlinien Heft 5, Paderborn 1982

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Vorwort

Die hier vorliegenden Leitlinien zur Firmpastoral wurden vom Diözesan-Pastoralrat erarbeitet. Sie berücksichtigen die Erfahrungen, die in den vergangenen Jahren in unserem Erzbistum gemacht wurden. Sie enthalten keine fertigen Rezepte, wohl aber beschreiben sie den Weg den viele Mitarbeiter im katechetischen Dienst schon gegangen sind. Das kann Ermunterung und Hilfe für andere sein.
Ich übergebe die Leitlinien den Priestern, Gemeindereferenten, Lehrern, Eltern und ehrenamtlichen Mitarbeitern in den Gemeinden, die – wenn auch auf unterschiedliche Weise – gemeinsam am katechetischen Dienst an den Jungen und Mädchen beteiligt sind. Wenn jeder seine Aufgabe wahrnimmt, die ihm zukommt, wird die Vorbereitung auf den Empfang des Sakramentes, aber auch die notwendige Weiterführung, gelingen.
In diesem Dienst wird der Heilige Geist die Mitarbeiter stärken und immer wieder ermutigen. Mit ihrem Dienst bezeugen die Mitarbeiter die lebendige Kraft des Heiligen Geistes. – „Die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist“ (Röm 5,5).
Pfingstbericht (Apg 2,2-11) [vom Abdruck wurde abgesehen]
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I. Wirken des Heiligen Geistes – Leitsätze zur Firmpastoral

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1. Leitsatz

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Hinführung
Der Weg der Vorbereitung auf den Empfang des Sakramentes der Firmung beginnt mit der Sammlung der Mitarbeiter durch den Pfarrer der Gemeinde. Bestärkt und ermutigt zum katechetischen Dienst in der Gemeinde, sammeln die Mitarbeiter in der Vorbereitungszeit die Jungen und Mädchen aus unterschiedlichen Richtungen und Wohnbezirken. Der Heilige Geist ist es, der in der Kirche die Gläubigen zusammenführt und sie in der Feier der Eucharistie versammelt. (Eröffnung der Eucharistiefeier)
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1. Leitsatz: DER HEILIGE GEIST SAMMELT UND HÄLT ZUSAMMEN

Unsere Wirklichkeit
Wir glauben, dass Gottes Heiliger Geist in der Schöpfung fortwirkt und lebt. Am Anfang schuf er in dem Chaos eine lebendige Ordnung. Was zusammengehört, fügt er zusammen. Was nicht zusammengehört, trennt und scheidet er. So schafft er Leben. Die Schöpfung ist fortdauernd bedroht. Zerstörende Kräfte reißen auseinander und entstellen das Angesicht der Erde und des Menschen, vernichten das Leben. Wir erleben in der Gemeinde die Sammlung der Getauften und Gefirmten in der Eucharistiefeier, in Gruppen, Gemeinschaften und Versammlungen. In der Taufe an Christus gebunden, bilden wir Gemeinde, die eingebunden ist in die Ortskirche (Diözese) und dadurch im Verbund der Weltkirche steht.
Auswirkungen in die Firmpastoral
In der Vorbereitungszeit sammeln sich die Firmbewerber in Gruppen. Aufgaben, die sie in der Gemeinde übernehmen und lösen, stärken den Zusammenhalt der Firmbewerber untereinander und machen ihr Glaubenszeugnis deutlich. Die Mitarbeiter, die als Begleiter den Weg der Firmbewerber mitgehen, schaffen Verbindung und Vertrauen. Das gemeinsam Erlebte deuten sie aus dem Glauben
Quellen
„Ich hole euch heraus aus den Völkern, ich sammle euch aus allen Ländern und bringe euch in euer Land.“ (Ez 36,24)
„Als. er die vielen Menschen sah, hatte er Mitleid mit ihnen, denn sie waren müde und erschöpft wie Schafe, die keinen Hirten haben.“ (Mt 9,36)
„Sie hielten an der Lehre der Apostel fest und an der Gemeinschaft, am Brechen des Brotes und an den Gebeten. Alle wurden von Furcht ergriffen; denn durch die Apostel geschahen viele Wunder und Zeichen. Und alle, die gläubig geworden waren, bildeten eine Gemeinschaft und hatten alles gemeinsam. Und der Herr fügte täglich ihrer Gemeinschaft die hinzu, die gerettet werden sollten.“ (Apg 2,42-44, 47)
Die Mitte
Jesus sammelt Jünger um sich und beruft sie in seine Nachfolge. Sie werden mit ihm und untereinander vertraut, um sich dann von ihm senden zu lassen. Sie dürfen die Welt heimholen, damit die Menschen dort sind, wo ER ist, der den Menschen Heimat gibt.
Feier der Liturgie
Das Firmsakrament wird in der Feier der Eucharistie gespendet. Der Bischof eröffnet die Versammlung. Die Gemeinde sammelt sich in Liedern und Gebeten und bekennt ihren Glauben. „Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.“
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2. Leitsatz

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Hinführung
Wir sprechen miteinander. Was wir denken und empfinden, drücken wir in Worten, Gesten und Gebärden aus. Worte, Gesten und Gebärden sind Mitteilungen und Botschaften an. den Menschen, der hört, sieht, versteht. In der Eucharistiefeier hören wir Gottes Wort, das neues Sprechen und Verstehen, neues Leben bewirkt. (Wortgottesdienst)
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2. Leitsatz: DER HEILIGE GEIST SCHENKT SPRACHE UND VERSTEHEN

Unsere Wirklichkeit
Was in einem Menschen steckt, kommt in seinem Reden und Tun zum Ausdruck („Wes Geistes Kind er ist“). Wir entdecken, dass sich Menschen in vielfältiger Weise ausdrücken. Auch in Musik, Farbe, gestalteten und geformten Werken, in Mimik, Gebärden und tanzenden Bewegungen spricht der Mensch eine lebendige Sprache, die manchmal eher zu einer Verständigung führt als Worte. Verstehen erfahren wir als Geschenk und Glück.
Wir machen auch die Erfahrung, dass nach einem sammelnden Schweigen das „Wort“ eher gefunden wird, das verbindet und neue Verständigung unter Menschen schafft. Jugendliche sagen oft, dass sie nicht beten können. Sie teilen diese Erfahrung mit vielen Christen. In ihrer schweigenden Leere bleibt Gott mit ihnen dennoch in Verbindung.
In der Gemeinde erleben wir Menschen, die sich von Gottes Wort leiten lassen. Dieses Wort durchbricht tödliches und eisiges Schweigen, spricht Vergebung und Versöhnung zu und führt zu einem neuen Verstehen. Dieses Wort macht, dass Verstummte ihre Sprache finden. Wir staunen, dass in allen Völkern das Wort Gottes verkündet wird und Antworten in eigenen Formen freisetzt; wir reden verschiedene Sprachen und hören das eine Wort, das sammelt und klärt.
Auswirkungen in die Firmpastoral
In der Vorbereitungszeit erleben die Firmbewerber es als beglückend, wenn sie mit Liebe und Geduld angesprochen werden. Sie können zu einer neuen Sprache kommen, wenn Menschen sie verstehen und annehmen. Sie können eine lebendige Antwort in Gebet und Tat geben, wenn das Wort sie in Eindeutigkeit trifft und Ihre Entscheidung hervorruft.
Quellen
„Denn der Herr sprach, und sogleich geschah es; er gebot, und alles war da.“ (Ps 33,9)
„Von jetzt an lasse ich dich etwas Neues hören, etwas Verborgenes, von dem du nichts weißt. Eben erst kam es zustande, nicht schon vor langer Zeit. Zuvor hast du nichts erfahren davon, damit du nicht sagst: Das habe ich längst schon gewusst.“ (Jes 48,6-7)
„Er hat uns fähig gemacht, Diener des Neuen Bundes zu sein, nicht des Buchstabens, sondern des Geistes. Denn der Buchstabe tötet, der Geist aber macht lebendig.“ (2 Kor 3,6)
Die Mitte
Jesus Christus spricht eine neue Sprache. Sein Wort ruft zur Entscheidung des Glaubens. Sein Wort ruft die Menschen zu Umkehr und Buße. Sein Wort öffnet den Menschen die Augen und Ohren, löst die Zunge, schenkt neues Leben. Er selbst ist das Wort, Gottes menschgewordenes Wort. Durch das Wort ist nach dem Verständnis der Heiligen Schrift Gottes Lebensatem (ruah, pneuma, Geist) in die Welt gehaucht, so dass alles, was dieser Atem trifft, lebendig wird. Gottes Atem, sein Geist, lässt den Menschen leben. Aus der Freude an seinem Leben gibt der Mensch Gott Antwort in Lobpreis und Dank, in Angst und Sorge um das Leben trägt er seine Bitten vor Gott.
Die Gemeinde, die sich versammelt, in der sich Gruppen und Gemeinschaften bilden, gibt Zeugnis davon, dass im Freiwerden durch das Wort Gottes gegenseitiges Verstehen und gemeinsames Handeln möglich wird. Das Wort Gottes hat nicht der verstanden, der es nur wortgetreu wiederzugeben vermag, sondern der in seinem Handeln zu erkennen gibt, dass er sich vom Geiste Jesu leiten lässt.
Feier der Liturgie
Zu Beginn der Feier betet die Gemeinde für den Bischof und der Bischof für die Gemeinde. Der Heilige Geist soll gegenseitiges Verstehen und gemeinsames Handeln auch in dieser Feier gelingen lassen. Der Wortgottesdienst führt zur Begegnung mit dem Wort Gottes in Jesus Christus. Von ihm lässt sich die Gemeinde bewegen, in Liedern und Gebeten bewegen, in Liedern und Gebeten zu antworten. Das Glaubensbekenntnis, das bei der Taufe die Eltern und Paten in Stellvertretung abgelegt haben, sprechen die Firmbewerber selbst: „Ich glaube an Gott …“. Im Heiligen Geist trägt die Gemeinde ihre Fürbitten vor Gott.
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3. Leitsatz

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Hinführung
Jeder von uns ist einmalig und einzigartig. Durch die Begegnung mit anderen Menschen sind wir in unserer Lebensgeschichte geformt, sind die eigenen Konturen sichtbar geworden. In der Spendung des Sakramentes der Firmung werden die Firmbewerber durch die Gabe Gottes, den Heiligen Geist, gestärkt und besiegelt. (Spendung des Sakramentes)
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3. Leitsatz: GOTTES GEIST MACHT MICH STARK UND PRÄGT MICH

Unsere Wirklichkeit
Wir sind von Gott gewollt und geformt. Wir tragen in unserem Angesicht das Abbild Gottes, der uns in unserer Einmaligkeit und Nichtaustauschbarkeit annimmt und bejaht. Gemeinde ermöglicht die Erfahrung, dass Menschen sich mit ihren Stärken, Begabungen und Schwächen annehmen. Der einzelne ist keine austauschbare Nummer. Er hat einen Namen und ein lebendiges Gesicht. In vielfältigen Aufgabenfeldern setzen Menschen ihre Gaben und Stärken ein. So prägen sie in ihrem Einsatz auch das Bild einer Gemeinde.
Das Annehmen der Fähigkeiten und Schwächen bei uns selbst und bei anderen gelingt nicht von allein und nicht ein für allemal. Es bedarf der Einübung und der Geduld mit uns und mit den anderen. Denn das Bewusstsein, dass Gott uns annimmt, wie wir sind, macht uns stark.
Auswirkungen in die Firmpastoral
In der Firmvorbereitung sollen die Firmbewerber die Erfahrung machen, dass sie in der Gruppe angenommen werden. Ihre Fähigkeiten, Begabungen und Schwächen dürfen sichtbar werden. Bestärkt mit den Gaben des Geistes, gewinnen sie die Gewissheit, dass sie so sein dürfen, wie sie sind, mit einmaligen Gesichtszügen. Sie gewinnen Mut, eigene Entscheidungen zu treffen und durchzuhalten. Sie können tapfer sein und dankbar beten.
Quellen
„Gott, der uns und euch in der Treue zu Christus festigt und der uns alle gesalbt hat, er ist es auch, der uns sein Siegel aufgedrückt und als ersten Anteil den Geist in unser Herz gegeben hat.“ (2 Kor 1,21-22)
„Dank sei Gott, der uns stets im Siegeszug Christi mitführt und durch uns den Duft der Erkenntnis Christi an allen Orten verbreitet. Denn wir sind Christi Wohlgeruch für Gott unter denen, die gerettet werden, wie unter denen, die verlorengehen. Den einen sind wir Todesgeruch, der Tod bringt; den anderen Lebensduft, der Leben verheißt.“ (2 Kor 2,14-16)
„Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine Gebote halten, und ich werde den Vater bitten, und er wird euch einen anderen Helfer geben, damit er in Ewigkeit bei euch bleibe, den Geist der Wahrheit, den die Weit nicht empfangen kann, weil sie ihn nicht sieht und nicht kennt.“ (Joh 14,15-17)
Die Mitte
Die Nähe und sorgende Liebe unseres Gottes wird erfahrbar im Einsatz Jesu für uns. Durch seinen Dienst an den Menschen bringt er einen neuen Geist. Jesu Leben, Tod und Auferstehung geben neuen Raum zum Leben. Am Sohn Gottes, der ein menschliches Gesicht angenommen hat, können wir ablesen, wie der vom Vater uns geschenkte Geist wirken will.
Feier der Liturgie
Nach der Verkündigung des Wortes Gottes spendet der Bischof jedem einzelnen das Sakrament der Firmung. Zunächst bittet er Gott, den Heiligen Geist zu senden: Er möge auf die jungen Christen herabkommen, die in der Taufe wiedergeboren wurden, und sie mit seinen sieben Gaben erfüllen. Der Bischof spricht jeden einzelnen Firmbewerber, der vor ihm kniet, mit seinem Namen an und salbt, ihn unter Auflegen der Hand mit Chrisam und spricht: „N. N., sei besiegelt durch die Gabe Gottes, den Heiligen Geist.“ Der Gefirmte nimmt ihn an mit seinem „Amen“. Der Bischof sagt: „Der Friede sei mit dir.“ Diesen Frieden soll der Gefirmte als „Duft der Erkenntnis Christi“ in seinem Leben verbreiten.
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4. Leitsatz

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Hinführung
Wandlung und Veränderung, das Geschenk des Neuanfangs, neues Leben in der Taufe, Umkehr und Buße werden bewirkt durch die wandelnde und versöhnende Kraft des Heiligen Geistes. In der Gabenbereitung bringen wir unsere Gaben als Zeichen unser selbst und unserer Welt. Im Hochgebet danken wir Gott und bitten ihn um die heiligende und wandelnde Kraft seines Geistes. Er möge die Gaben von Brot und Wein zu Christi Leib und Blut und uns zu einem Leib und einem Geist in Christus werden lassen. (Gabenbereitung und Hochgebet)
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4. Leitsatz: DER HEILIGE GEIST WANDELT ZU NEUEM LEBEN

Unsere Wirklichkeit
Es gibt in unserem Leben Augenblicke, in denen sich uns eine überraschende Wende schenkt:
  • den nächsten Schritt entdecken in auswegloser Situation;
  • einem Menschen begegnen in Einsamkeit;
  • das rechte Wort finden in verzweifelter Sprachlosigkeit;
  • anerkannt werden trotz einer Blamage;
  • etwas vermögen in meinen Schwächen;
  • staunen über Selbstverständliches und Überraschendes.
Solche Erlebnisse lösen oft einen Wandlungsprozess aus und lassen uns die Zukunft mit neuen Augen sehen. Überraschende Verzeihung, unerwartete Versöhnung, das Erlebnis der Liebe greifen in dieser Weise in unser Leben ein. Erfahrung von Schuld und Schmerz leiten einen verwandelnden Reifungsprozess ein. Dem Leben wird eine Wendung gegeben (Umkehr), die die Möglichkeit eines neuen Anfangs eröffnet. Wir empfinden solche Momente als Lichtblicke, als Geschenke, die alle Planung und Machbarkeit überbieten.
Auswirkungen in die Firmpastoral
In der Firmvorbereitung erleben die Firmbewerber und Mitarbeiter, dass nach Schuld und Versagen Gott immer einen Neuanfang schenken will.
Quellen
„Sendest du deinen Geist aus, so werden sie alle erschaffen, und du erneuerst das Angesicht der Erde.“ (Ps 104,30)
„Wenn der Geist dessen in euch wohnt, der Jesus von den Toten auferweckt hat, dann wird er, der Christus von den Toten auferweckt hat, auch euren sterblichen Leib lebendig machen durch seinen Geist, der in euch wohnt.“ (Röm 8,11)
„Gott, der barmherzige Vater, hat durch den Tod und die Auferstehung seines Sohnes die Welt mit sich versöhnt und den Heiligen Geist gesandt zur Vergebung der Sünden. Durch den Dienst der Kirche schenke er dir Verzeihung und Frieden. So spreche ich dich los von deinen Sünden im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.“ (Lossprechung in der Beichte)
Die Mitte
Jesus begegnet den Menschen in seiner Liebe. Diese Liebe verwandelt sie in der Kraft seines Geistes. Der Auferstandene geht nach Ostern jedem einzelnen der verängstigten, zerstreuten, in Schuld und Unsicherheit, in Tod und Todesangst verstrickten Jünger nach, holt sie wieder zusammen und macht sie zu Verkündern der Neuen Botschaft. Im Hören der Botschaft des Evangeliums, in der Mitfeier der Eucharistie und in der Feier der Buße werden die Firmbewerber eingeladen, sich auf den Neuen Weg einzulassen, sich verwandeln zu lassen.
Feier der Liturgie
In der Gabenbereitung bringen wir unsere Gaben zum Altar, damit sie uns in der Eucharistie durch die wandelnde Kraft des Heiligen Geistes Brot des Lebens und Kelch des Heiles werden. „Heilige unsere Gaben durch deinen Heiligen Geist, damit sie uns werden Leib und Blut deines Sohnes, unseres Herrn Jesus Christus.“
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5. Leitsatz

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Hinführung
Durch die Bindung an Jesus Christus haben wir einen Auftrag, sehen wir die Aufgaben, die in seinem Namen anzupacken sind. Wir, die Gefirmten, werden in der Eucharistiefeier beauftragt und gesendet. (Kommunion – Segen – Sendung)
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5. Leitsatz: DER HEILIGE GEIST BINDET UND SENDET

Unsere Wirklichkeit
Wir machen die Erfahrung, dass vieles in unserer Welt zu gestalten und zu verändern ist. Die Schwere und Fülle der Aufgaben kann oft erdrücken und mutlos machen. Wir fragen, ob wir überhaupt gebraucht werden, ob wir geeignet sind, ob das alles unsere Sache ist. Wir machen aber auch die Erfahrung, mit unseren Begabungen und Unzulänglichkeiten gebraucht zu werden. Aus unserer Bindung an Jesus Christus dürfen wir mitwirken, ein Stück der Schöpfung zu gestalten. Wir sind dazu berufen, den Glauben zu bewahren und zu verkünden, gelassen und engagiert für unseren Glauben einzutreten. Denn die Welt und die Menschen brauchen unsere Initiative. Die Treuebindung mit Christus lässt uns mitwirken, die Wirklichkeit der Welt im Kleinen wie im Großen zu verändern. Dabei können wir entdecken, dass viele mit uns auf dem Weg sind.
Auswirkungen in die Firmpastoral
Die Firmbewerber machen in der Gemeinde die Erfahrung, dass sie mit ihren Fähigkeiten und Begabungen in Kirche und Welt gebraucht werden. Die Gemeinschaft der Glaubenden erwartet ihr Zeugnis und ihren Einsatz das ganze Leben hindurch.
Quellen
„Ein Segen sollst du sein.“ (Gen 12,2)
„Mir ist alle Macht gegeben im Himmel und auf der Erde. Darum geht zu allen Völkern und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe. Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt.“ (Mt 28,18b-20)
„Der Geist des Herrn ruht auf mir: denn der Herr hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt, damit ich den Armen eine gute Nachricht bringe; damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde und den Blinden das Augenlicht; damit ich die Zerschlagenen in Freiheit setze und ein Gnadenjahr des Herrn ausrufe.“ (Lk 4, 18-19)
„Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht.“ (Joh 15,5)
Die Mitte
Christus gibt den Auftrag, in die Welt zu gehen und Gottes gute Nachricht den Menschen zu verkünden. Es ist eine Nachricht, die froh macht, wenn Menschen sie radikal annehmen und sich von ihrer wandelnden Kraft ergreifen lassen. Er will durch uns die Wirklichkeit der Welt überall dort erneuern, wo sie noch nicht von seinem Geist durchwirkt ist. Christus schenkt uns im Sakrament der Firmung seine volle Gemeinschaft, indem er uns an seine Sendung bindet. Er mutet uns volle Verantwortung nicht nur für uns selbst, sondern auch für andere zu. Er will uns die Kraft geben, auch Scheitern und Trauer nicht zu verdrängen, sondern sie auszuhalten und fruchtbar werden zu lassen. Er bindet uns von neuem an die Gemeinde, die uns an die Sendung erinnert, uns stärkt und stützt.
Feier der Liturgie
Jesus lädt uns bindend und verbindend zur Kommunion ein: Esset, das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird, trinket, das ist mein Blut, das für euch vergossen wird. Diese Gabe der Eucharistie ist zugleich Aufgabe, gemeinsame Sendung. Die Neugefirmten hören die Sendungsworte in neuer Verbindlichkeit: Gehet hin in Frieden! – Ite missa est! Gehet, ich sende euch! Dank sei Gott, dem Herrn!
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II. Zur Situation des Firmbewerbers

Junge Menschen mit ihrer persönlichen Entwicklung und in ihren Lebensfeldern werden zur Firmung eingeladen und sollen sich darauf vorbereiten. Alle, die im Dekanat, im Pfarrverband oder in der Pfarrei dabei mitwirken und so dem Jugendlichen begegnen, werden ihn besser kennen- und verstehenlernen. Die folgenden Ausführungen sollen dabei helfen.
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1. Die persönliche Entwicklung des Firmbewerbers

Der Firmbewerber hat seine positiven wie negativen Lebens- und Glaubenserfahrungen in seiner Familie, in Schule und Öffentlichkeit, auch in Freundeskreis und Pfarrgemeinde sammeln können. Dabei hat sich das Miterleben in der Regel schrittweise zu eigenen Erfahrungen und persönlichen Vollzügen gewandelt.
Zu Beginn der Pubertät erfahren Mädchen wie Jungen, dass sich ihr Leben, ihr Verhalten und ihre Beziehungen zu sich selbst zu ändern beginnen. Das eigene Ich rückt immer stärker in den Mittelpunkt der eigenen Aufmerksamkeit. Jugendliche stehen vor der Aufgabe, den eigenen Weg zu entdecken, für sich selbst verantwortlich zu sein und in je einmaliger Weise Mann oder Frau zu werden. An dieser Schwelle, wo der Jugendliche für sich selbst verantwortlich werden soll und die eigenen Möglichkeiten und Grenzen noch nicht kennt, erlebt er in Freuden und Ängsten, welchen Kräften sein Leben ausgesetzt ist.
„Das Mindestalter für die Firmung soll in der Regel etwa bei zwölf Jahren liegen.“ (Synodenbeschluss, Sakramentenpastoral 3.4.1) Die Festlegung auf ein bestimmtes Alter enthebt Eltern, Priester und Mitarbeiter nicht der Aufgabe, sich die Situation des einzelnen Jugendlichen zu verdeutlichen.
Überlegungen, die hilfreich sein können:
  • Ist der Jugendliche fähig, über sich selbst nachzudenken und mit anderen darüber zu sprechen?
  • Wo zeigen sich seine positiven Eigenschaften, wo seine Unsicherheiten?
  • Gibt es Anzeichen für einen eigenständigen Glauben des Jugendlichen?
  • In welchen Situationen wird der Jugendliche herausgefordert, seine Zugehörigkeit zur Gemeinde zu bekennen?
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2. Die Lebensfelder des Firmbewerbers

Die persönliche Entwicklung des Firmbewerbers wird getragen und beeinflusst von seinen Lebensfeldern. Neben der Familie sind es die Gruppe der Gleichaltrigen, mit denen er seine Freizeit verbringt, die Schule, die Pfarrgemeinde und die Öffentlichkeit.
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A. Die Familie

Die Familie bestimmt weithin die Lebensgeschichte des Kindes. In der Gemeinschaft mit Vater und Mutter und den Geschwistern kann das Kind Geborgenheit und Fürsorge erfahren, kann es lernen, selbständig zu werden und anderen zu dienen, können sich Geschwister auch gegenseitig zu Brüderlichkeit und Verständnis füreinander erziehen. Der Abschied von der Kindheit verändert auch die Beziehungen innerhalb der Familie. Für den Jugendlichen ist es schwierig, sich von den Eltern zu lösen und gleichzeitig auszudrücken, dass er sie mag und zu ihnen steht. Die Art, wie Vater und Mutter miteinander umgehen, wie sie sich gegenseitig annehmen und korrigieren, wie sie Werte gemeinsam leben oder unterschiedliche Wertungen anerkennen, wird es dem Jugendlichen leichter oder schwerer machen, den Sinn seines Lebens zu entdecken.
Überlegungen, die hilfreich sein können:
  • Wie sieht die familiäre Situation des Firmbewerbers aus?
  • Wieweit wird der außerschulische Alltag der Kinder von den Eltern verplant (z.B. für Reitstunden, Musikunterricht, Sportverein)?
  • In welchen Familien sind die Eltern verschiedener Konfession?
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B. Die Gruppe der Gleichaltrigen und die Freizeit

Durch veränderte Beziehungen innerhalb der Familie, die auch Unsicherheit auslösen, sucht der Jugendliche verstärkt die Gruppe der Gleichaltrigen. Auf der Suche nach eigenen Standpunkten stellt diese Gruppe ein wichtiges Erfahrungs- und Erprobungsfeld dar. Sie bildet sich durch gleichartige Interessen und gegenseitige Sympathie. Sie bietet Verhaltenssicherung und Anerkennung. Dabei ist es von entscheidender Bedeutung, welche Werte der Erwachsenen in die Gruppe eingegeben werden.
Einige Gesichtspunkte, die hilfreich sein können:
  • Wo treffen sich Jugendliche?
  • Welche Jugendgruppen gibt es am Ort? Welche Verbände bieten sich an?
  • Welche Werte gelten in den Gruppen? Was gilt als stark, was als schwach?
  • Welche Werte der Erwachsenen werden in die Gruppe eingegeben?
  • Welche Werte können Jugendliche selbständig neu entdecken?
  • Wie gehen die Gruppenmitglieder miteinander um? Wen schließen sie aus? Wen lassen sie nicht herein?
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C. Die Schule

Im 12. Lebensjahr, mit Abschluss des 6. Schuljahres, ist die Wahl einer Schulform für die Schüler in der Regel abgeschlossen. Für Haupt-, Real-, Gymnasial- und Sonderschüler ist damit schon eine wichtige Entscheidung für den zukünftigen Berufszweig festgelegt. Innerhalb dieser Schulform fördert die Zusammenfassung von gleichen oder ähnlichen Begabungen die Zusammenarbeit der Schüler, gelegentlich aber auch den Leistungs- und Konkurrenzdruck. Die Schulsysteme versprechen zwar durch ihre Größe eine stärkere Berücksichtigung individueller Begabungen und Fähigkeiten. Dafür wird aber die Trennung von Wohn-, Freizeit- und Schulort in Kauf genommen. Die Vielzahl der Schüler und Klassen, die Größe der Lehrerkollegien lassen die personalen Bezüge in der Regel nicht sehr intensiv werden.
Die Unterrichtsziele und -inhalte orientieren sich an den Wissenschaften. Diesen. Bedingungen der Schule unterliegt auch der schulische Religionsunterricht, seine innere Gestaltung aber wird sich oftmals von pädagogischen Konzepten der Schule unterscheiden. Der Religionsunterricht muss als ordentliches Lehrfach berücksichtigen, dass gläubige, suchende oder im Glauben angefochtene und sich selbst als ungläubig betrachtende Schüler am Unterricht teilnehmen.
Einige Gesichtspunkte, die hilfreich sein können:
  • Welche Schulen besuchen die Firmbewerber? Welche Pfarrgemeinden sind welchen Schulen zugeordnet?
  • Wird der Religionsunterricht im vollen Umfang, nur teilweise oder überhaupt nicht erteilt? Wenn ja, wird die Firmvorbereitung darin begleitet?
  • Welche Normen und Werte gelten in der Schule auf seiten der Schüler, Eltern und Lehrer? Wer beeinflusst die konkrete Zielsetzung des schulischen Unterrichts insgesamt und des Religionsunterrichts?
  • In welcher Verbindung steht der Religionsunterricht zum Leben der Pfarrgemeinden?
  • Wie stark ist die zeitliche Beanspruchung der Schüler durch ihre Schule?
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D. Die Pfarrgemeinde als Kirche am Ort

Die Pfarrgemeinde als Kirche am Ort ist von ihrem Ursprung und ihrer Sendung her in besonderer Weise der Lebensraum, in dem der Geist Gottes erfahrbar werden kann. Aber nur ein Teil der Firmbewerber hat heute eine lebendige Erfahrung mit Gottesdiensten, Brauchtum, Gemeindetreffen und -festen, mit Kinder- und Jugendgruppen. Vor allem sind die Personen, die für die Gemeinde repräsentieren, in ihrer Haltung und in ihrem Verhalten Hilfe oder Belastung für die Frage nach der Glaubwürdigkeit des Evangeliums. Die Differenz zwischen dem Anspruch des Evangeliums und dem Verhalten der Gemeindeglieder ist nur auszuhalten, wenn in der Gemeinde Erwachsene wie Jugendliche die Buße als Chance des Neuanfangs erleben können.
Einige Gesichtspunkte, die hilfreich sein können:
  • Welche Möglichkeiten der Glaubenserfahrung und -deutung bestehen in unserer Gemeinde für Jugendliche?
  • Gibt es Raum für eigene Ausdrucksformen des Glaubens?
  • Fühlen sich die Firmbewerber in unserer Gemeinde beheimatet?
  • Gibt es Bemühungen, die Spaltung der Konfessionen am Ort überwinden zu helfen?
  • Welche Erfahrungen und Vorstellungen verbinden die Jugendlichen mit der Zuordnung der Pfarrgemeinde zum Dekanat, zur Diözese, zur Weltkirche?
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E. Die öffentliche Meinung

Im ständigen Gespräch und Austausch der vielstimmigen Meinungen und Auffassungen, im Zusammenspiel vielschichtiger Informationen und Wertungen, aber auch durch gezielt eingesetzte Nachrichten, Kommentare, Bilder usw. entsteht öffentliche Meinung. Informationen, können in Familie und Freundeskreis überprüft, Bewertungen durch Kenntnis der Personen und ihrer Absichten aufgenommen werden. In der politischen Gemeinde, am Wohnort oder im Wohnviertel bildet sich Meinung durch Gespräche am Arbeitsplatz, beim Einkauf, in Gaststätten und Versammlungen. Im größeren Bereich wird öffentliche Meinung insbesondere durch Medien gebildet und verbreitet. Hier bleiben die Verfasser von Nachrichten und Bewertungen häufig anonym. Gesellschaftliche Gruppen und politische Parteien wirken mit ihren Interessen auf die Medien ein.
Die Jugendlichen bilden unter sich häufig gruppenkonforme Meinungen aus: sie bevorzugen dann bestimmte Informationsquellen (z.B. Jugendzeitschriften, Musiksendungen) und prägen ein eigenes Verhalten in Sprache und Kleidung aus.
Einige Gesichtspunkte, die hilfreich sein können:
  • Welche Personen, Gruppen, Medien, beeinflussen die öffentliche Meinung in der Gemeinde?
  • Welche Wertvorstellungen entsprechen nicht dem, was wir als Christen wollen?
  • Wie wird der Jugendliche in der öffentlichen Meinung dargestellt?
  • Welche Hilfen und Verhaltensmuster werden ihm angeboten?
  • Welche Medien (Zeitschriften, Fernseh- und Radiosendungen, Schallplatten, Bücher) werden von Jugendlichen bevorzugt?
  • Wie stellt sich das Bild der Gemeinde/Kirche in den Medien für den Jugendlichen dar? Findet er sich darin wieder?
  • Wie geben Schüler oder Jugendgruppen eigene Meinungen an die Öffentlichkeit (z.B. durch eigene Zeitungen, Leserbriefe)?
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III. Absichten und Wege der Firmvorbereitung

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1. Die Firmgruppen

1.1
Die Absichten in der Arbeit mit den Firmgruppen. Die Firmbewerber empfangen im Sakrament der Firmung Kraft und Antrieb, als dem Geiste Jesu ihr Leben zu gestalten. In der Zeit der Vorbereitung gehen sie unter Begleitung von gefirmten erwachsenen Mitarbeitern den Weg, der sie das Wirken und den Auftrag des Heiligen Geistes verstehen lässt:
1)
Der Heilige Geist sammelt und hält zusammen. Die Firmbewerber sollen sich in Gruppen der Pfarrgemeinde sammeln. Hier können sie die einheitsstiftende Kraft, den Heiligen Geist, erfahren, aus dem die Kirche lebt. Sie suchen eine Aufgabe in der Gemeinde, an der sie gemeinsam arbeiten können.
2)
Der Heilige Geist schenkt Sprache und Verstehen. Die Firmbewerber reden miteinander, lernen verschiedene Ausdrucksformen kennen. Sie erleben, dass das gegenseitige Verstehen nur in der Kraft der Liebe möglich ist. Ihre Erfahrungen bei der Zusammenarbeit an einer Aufgabe werden in der Begegnung mit dem Wort Gottes gedeutet. So lernen sie, ihr Leben im Lichte des Evangeliums zu deuten, ihren Glauben zu bekennen und betend vor Gott zu stehen.
3)
Gottes Geist macht mich stark und prägt mich. Die Firmbewerber erfahren, dass ihre eigene Entscheidung gefordert ist, die jedem in der Gemeinschaft seinen unverwechselbaren Platz und sein persönliches Profil gibt. Den Maßstab lernen sie an der Person Jesu abzulesen, der sich dadurch als stark erwies, dass er im Gehorsam zum Vater und aus Liebe zu den Menschen sich dem Kreuzestod auslieferte. Bei der Lösung der gemeinsamen Aufgabe erleben sie, wie jeder einzelne Christ mit seiner unverwechselbaren Begabung in der Gemeinde gebraucht wird, um in der Vielgestalt den einen Glauben zu bezeugen.
4)
Der Heilige Geist wandelt zu neuem Leben. Die Firmbewerber erfahren in ihrer Gruppenarbeit, dass nicht alles planbar und machbar ist, dass es Überraschungen gibt, die zum Anruf Gottes werden können. Ihre Aufgabenerfüllung in der Gemeinde wird in der Feier der Eucharistie zur Gabe, die in die Erlösungstat Jesu einbezogen wird. Bei Versagen und Schuld erfahren die Firmbewerber die Chance, aus dem Geist der Vergebung wieder neu anfangen zu können. Sie werden deshalb zum Empfang des Bußsakramentes eingeladen. Im Empfang des Bußsakramentes werden sie von ihren Sünden losgesprochen, werden ihnen Verzeihung und Frieden geschenkt.
5)
Der Heilige Geist bindet und sendet. Die Firmbewerber gehen mit ihrer Aufgabe auf Menschen der Gemeinde zu. Sie bezeugen ihren Glauben, indem sie handeln, ihr Handeln aus der Botschaft Jesu deuten und miteinander ihre Erlösung feiern. Sie erfahren, dass sie eingeladen und beauftragt werden, das Erbarmen Gottes den Menschen erfahrbar zu machen.
1.2
Wege der Firmgruppenarbeit. Die Vorbereitung der Firmbewerber soll sich strukturell und methodisch an der Gruppenarbeit orientieren, wie sie sich in der Jugendarbeit bewährt hat und in den „Pastoralen Leitlinien: Kirchliche Jugendarbeit“ am 1. März 1974 festgelegt worden ist.
1.2.1
Struktur der Firmgruppenarbeit. „Feld der Arbeit ist die Großgruppe von 20 bis 30 Mitgliedern, die sich in Kleingruppen von 5 bis 9 Mitgliedern aufteilt.“ (III. 2.2.) „Die Großgruppe sollte durch ein Team (mit klarer Funktionsumschreibung der Teammitglieder) geleitet werden, nicht durch einen einzelnen Leiter.“ „In den Leitungsteams der Großgruppen sollen Erwachsene und Jugendliche zusammenarbeiten.“ (III. 2.5. u. 6.) „Anzustreben ist ein partnerschaftlicher Leitungsstil mit ausgewogenen Rechten und Pflichten zwischen Leitung und Gruppenmitgliedern. Bedürfnisse und Wertvorstellungen von Mitgliedern und Leitung werden in den Gruppenprozess eingebracht.“ (III. 2.9.) Neben den für die Jugendarbeit geltenden Begründungen dieser Struktur lassen sich aus der Theologie und den Zielen der Firmvorbereitung folgende Gesichtspunkte anführen:
Der Wechsel zwischen Groß- und Kleingruppen macht die Erfahrung möglich, sich in einer überschaubaren Gruppe geborgen zu wissen (Sammlung) und für andere offenzubleiben (Sendung). Die Kleingruppe ermöglicht durch ihre persönliche Nähe, dass die Firmbewerber ihre Glaubenserfahrungen und Glaubensfragen offener äußern können. Die Großgruppe lässt die Verschiedenheit der Glaubenswege und Begabungen erkennen; sie gibt Rückhalt, um im Engagement auch öffentlich handeln zu können. Zugleich erleben die Firmbewerber ein Modell des Lebens in einer Gemeinde, wie die einzelnen Gemeindemitglieder in verschiedenen Gruppierungen ein gemeinsames Ziel anstreben.
Die Orientierung an den gleichaltrigen Gruppenmitgliedern und mehreren Personen in der Leitung gibt den Firmbewerbern die Chance, unterschiedliche Personen mit ihren verschiedenen Begabungen zu erleben und sich an ihnen zu orientieren. Aus diesem Grunde ist auch die Mitarbeit des Priesters im Leitungsteam oder seine geistliche Begleitung der Firmgruppe erforderlich. Der partnerschaftliche Leitungsstil ermöglicht, die Erfahrungen beim gemeinsamen Tun zu überdenken, und gibt Gelegenheit, die gewonnenen Erkenntnisse im Lichte der Frohen Botschaft zu deuten. Die Arbeit in Gruppen liegt letztlich darin begründet, dass das Wirken des Geistes Christi in Gruppen, Gemeinschaften, in der einzelnen Gemeinde und in der Gemeinschaft der ganzen Kirche sichtbar wird.
1.2.2
Methode der Firmgruppenarbeit. Aus der Jugendarbeit ist auch die aufgabenorientierte Arbeitsweise als Methode der Firmgruppenarbeit erwachsen, die sich in den Schritten beschreiben lässt: Die Firmbewerber lernen sich kennen. Das Leitungsteam bietet dazu Wege an, bringt sich selbst ins Spiel, achtet auf die Bewertungen, die einzelne erfahren. Die Firmbewerber lernen die Gemeinde kennen; sie erkunden Aufgabenfelder und lernen Personen kennen. Sie entscheiden sich für eine Aufgabe der Gemeinde, an der sie die Übernahme ihrer Verantwortung kennenlernen können. Das Leitungsteam hilft bei der Erkundung, sammelt Wünsche und Ideen und achtet auf eine Entscheidung, die an Werten und nicht nur an der Durchsetzungskraft von einzelnen oder Mehrheiten orientiert ist. Die Firmbewerber führen die Aufgabe durch, wobei jeder nach seinen Interessen, Begabungen und Beziehungen mit anderen zusammenwirkt. Das Leitungsteam hilft, dass jeder seinen Platz findet. Es unterstützt die Durchführung durch seinen Rat und greift nur da selbst ein, wo die Gruppe überfordert ist. Die Firmbewerber stellen ihr Ergebnis öffentlich dar; sie bezeugen damit ihren Glauben und ihre Zugehörigkeit zur Gemeinde. Sie feiern mit der Gemeinde Eucharistie und erfahren, wie ihre Gaben in die rettende Opfertat Jesu einbezogen werden. Das Leitungsteam berät bei der Durchführung, vermittelt Kontakte, achtet. auf Werte und Verhaltensweisen.
Nach jedem Schritt, in jeder Gruppenstunde werden die Erfahrungen so überdacht, dass die Firmbewerber aus der Begegnung mit dem Wort Jesu Christi die Wirklichkeit des Heiligen Geistes entdecken können. Sie erfahren zugleich, dass ihr Handeln in der Vorbereitungszeit ein Beispiel für ihre Mitverantwortung als gefirmte Christen ist. Das Leitungsteam achtet darauf, dass diese Besinnung erfolgt, dass geeignete Texte, Lieder und Gebete zum Ausdruck verhelfen. Dieser entscheidende Schritt der Firmgruppenarbeit wird dann gelingen, wenn das Leitungsteam selbst zusammen mit dem Priester die Ereignisse in der Gruppenarbeit für sich zu deuten vermag.
1.2.3
Inhalte der Firmgruppenarbeit. Die Inhalte der Firmgruppenarbeit ergeben sich aus dem Auftrag der Gemeinde, die Frohe Botschaft weiterzugeben (Verkündigung), durch Taten der Liebe Zeichen der Hoffnung zu setzen (Caritas) und das Heilshandeln Gottes in Jesus Christus im Gottesdienst zu feiern (Liturgie). Durch Mitwirkung an diesem Grundauftrag erfahren die Firmbewerber die Wirksamkeit des Geistes, der das Antlitz der Erde neu macht.
Der Grundauftrag führt die Firmbewerber an die Quelle, die Person Jesu Christi. Die Vermittlungen in bestimmten Inhalten sind vielfältig. Es sind Vermittlungen, die im Laufe der Kirchengeschichte und am Ort der Gemeinde sichtbar geworden sind. Ebenso können die gegenwärtig handelnden Personen und Gemeinschaften, die sich mühen, die Gemeinde auf das gesteckte Ziel hin ständig zu erneuern, zum Inhalt werden. Um die Inhalte in einer Gemeinde zu entdecken, sollten die Mitarbeiter mit dem Priester und dem Pfarrgemeinderat die Felder bezeichnen, in denen die Firmgruppen das Zeugnis der Geistwirkung erfahren können.
In den Gesprächen der Firmgruppen werden weitere Fragen des Glaubensinhaltes, der Gebote und Weisungen zur Sprache kommen. Die Mitarbeiter sollen solche Fragen aus ihrem Glauben beantworten oder den Priester in die Gruppe einladen.
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2. Die Firmvorbereitung in der Schule

Die Firmvorbereitung will dem Firmbewerber die Wirklichkeit des Heiligen Geistes verstehbar und erfahrbar machen. Dem Heiligen Geist, der „weht, wo er will“ und der „alles neu macht“, gilt es auch im Lebensfeld Schule zu begegnen. Dabei kommt dem Priester als Schulseelsorger und dem Religionslehrer eine besondere Bedeutung zu.
2.1
Ziele des schulischen Religionsunterrichtes. Dem schulischen Religionsunterricht fällt im Zusammenhang der Firmvorbereitung die Aufgabe zu, den Schülern Kenntnisse zu vermitteln und ein Verstehen des Firmsakramentes zu ermöglichen. Der Schüler soll erkennen,
  • dass Christsein Leben im Heiligen Geist ist,
  • dass der Geist Jesu – der Heilige Geist – im Leben der Gemeinde wirksam werden will,
  • dass die Firmung Zeichen der Berufung ist, an der Sendung der Kirche mitzuarbeiten.
Diese Zielsetzung für den Religionsunterricht kann wie folgt entfaltet werden:
Die Schüler sollen das Phänomen „Begeisterung“ sehen und beschreiben lernen. Sie sollen erkennen, dass jede Begeisterung den Menschen verändert. Darüber hinaus sollen sie wissen, welche Wirklichkeit sich hinter den sichtbaren Zeichen verbirgt, unter denen der Geist am Pfingstfest den Jüngern gegeben wurde. Dieses Wissen wird den Heiligen Geist als den Geist Jesu, als dessen innerste Kraft (Lk 4,18), verstehbar machen. Wie dieser Heilige Geist wirkt, sollen die Schüler durch die Berichte der Apostelgeschichte (Apg 2,42-47 und Apg 4,32-37) kennenlernen, in denen das Gemeindeleben als Wirken des Heiligen Geistes sichtbar wird. Die Schüler sollen aber auch verstehen, dass nicht nur der Urkirche, sondern der Kirche zu allen Zeiten und jedem von uns als Glied dieser Kirche Gottes Geist versprochen und zugesagt ist, oder anders gesagt, dass im Heiligen Geist Gott in uns wirkt.
Die Schüler sollen den Heiligen Geist als Kraft verstehen, die jeden von uns und die Gemeinde befähigt, das Gute zu tun (vgl. Röm 12 und 1 Kor 12). Sie sollen die Kirche verstehen als eine Gemeinschaft, die wesentlich vom Geist Jesu Christi geprägt ist (Mt 5,3-12; 25,31-46; 1 Thess 5,14-22; Gal 5,22). Dabei wird deutlich werden, dass sich die Kirche durch das besondere Wirken des Heiligen Geistes von jeder anderen menschlichen Gemeinschaft unterscheidet. Am Beispiel der Namenspatrone, der Pfarrpatrone und anderer großer Gestalten gelebten Glaubens (z.B. Maria – Paulus – Franziskus – Dag Hammerskjörd – Papst Johannes XXIII. – Bekennerbischof Konrad Martin – Alfred Delp – Franz Stock – Maria Goretti – Mutter Teresa – Maximilian Kolbe – Dom Helder Camara – Edith Stein – Papst Johannes Paul II. …) kann den Schülern gezeigt werden, dass Jesu Botschaft kraft des Heiligen Geistes zum Handeln ermutigt und befähigt.
Schulischer Firmunterricht kann den Schülern zudem zeigen, dass die Firmung als letztes bei uns empfangenes Initiationssakrament – das Sakrament des „Erwachsenenwerdens“ (des Mündig- und Verantwortlich-Werdens) ist. Durch das Firmsakrament wird der junge Mensch zum Vollmitglied der Kirche gesalbt, und es wird ihm die Kraft des Heiligen Geistes geschenkt für den weiteren Weg, den er als Christ gehen soll. In diesem Sinne sollte der Firmunterricht die Schüler auch befähigen, die Liturgie der Firmung kennen- und verstehen zulernen.
Die hier formulierte Zielsetzung beabsichtigt, Kenntnisse über die Quellen und die kirchliche Tradition des Firmsakramentes zu vermitteln. Sie gibt an, was die Schüler wissen und verstehen sollen. Wie im schulischen Religionsunterricht überhaupt geht es im Firmunterricht der Schule aber auch darum, das Verhalten und die Haltung der Schüler positiv zu beeinflussen, insbesondere das Wertempfinden und die Grundeinstellung der Schüler, konkret also etwa darum, die Bereitschaft der Schüler zu wecken, die Weisungen, die der Geist Jesu als Ausdruck seiner Liebe den Menschen eingeprägt hat, anzunehmen, zu bekennen und dafür einzustehen.
2.2
Wege des schulischen. Religionsunterrichtes. Wenn Firmvorbereitung auch in der Schule geschehen soll, hat dies zur Voraussetzung, dass diese Vorbereitung konsequent als Religionsunterricht durchgeführt wird. Wege der Firmvorbereitung sind deshalb unterrichtliche Wege in all ihrer Vielfalt, aber auch in der Begrenzung, die schulischem Unterricht gesetzt ist. Das didaktische Prinzip der Korrelation verlangt auch hier, immer eine Wechselbeziehung zwischen der Botschaft des Evangeliums und der Lebenswelt des Schülers zu intendieren. Für den Firmunterricht bedeutet dies konkret: Er muss so gestaltet werden, dass er der Lehre der Kirche vom Sakrament der Firmung und der konkreten Situation der Schüler (auch der Schüler, die nicht oder jetzt noch nicht gefirmt werden) gerecht werden muss.
2.2.1
Inhalte des schulischen Firmunterrichtes. In der Regel sollte der Firmunterricht den Schülern ein angemessenes Verständnis von Geist und Heiligem Geist vermitteln. Unumgänglicher Bestandteil des Unterrichtes muss es sein, die Schüler mit dem biblischen Zeugnis vom Heiligen Geist und seiner Wirksamkeit vertraut zu machen. Außerdem sollte er die vielfältigen Wirkungen des Geistes in der Kirche und in der Welt den Schülern aufschließen.
Unterschiedliche Voraussetzungen bedingen oftmals die Auswahl von Kurzreihen, Akzentverschiebungen und neue Schwerpunkte. Stehen für den schulischen Firmunterricht nur wenige Stunden zur Verfügung, so sollte er über Geist und Ungeist in der Welt, über den Geist in einzelnen Aussagen in der Bibel und über die Gaben und Wirkungen des Heiligen Geistes sprechen. Eine solche Kurzreihe in der Firmvorbereitung sollte ergänzt werden um die Themen „Leben aus dem Heiligen Geist kann auf Umkehr und Neubeginn nicht verzichten“ und „Die Spendung des Firmsakramentes“, wenn diese sakramentalen Aspekte an anderer Stelle (Gemeindekatechese, besondere Unterweisungen durch den Pfarrer) nicht berücksichtigt werden können.
2.2.2
Methoden des Firmunterrichtes. Auch bei der Firmvorbereitung in der Schule sollte die Methodenvielfalt, die sonst im Religionsunterricht üblich ist, gewahrt werden: freies und gebundenes Unterrichtsgespräch, Partner- und Gruppenarbeit, Schreibmeditation, Lehrervortrag, Texterarbeitung, Medieneinsatz usw. Der Religionslehrer, der auch sonst den Religionsunterricht erteilt, wird am besten wissen, welche Methode welchem Gegenstand am besten entspricht.
2.2.3
Alternativen. Aus verschiedenen Gründen (Diasporasituation, Religionslehrermangel, nur wenige Schüler einer Klasse werden gefirmt, der Religionslehrer ist erkrankt usw.) kann es notwendig sein, die eigentlich dem Religionsunterricht zugewiesene Aufgabe der Firmvorbereitung auf andere Weise zu erfüllen. Die Praxis in unserer Diözese hat gezeigt, dass dies auf unterschiedliche Weise möglich ist.
  1. Der Pfarrer oder ein Religionslehrer führen außerhalb der Schule neben der Gemeindekatechese in der Firmgruppe einen Firmunterricht in gemeindeeigenen Räumen durch.
  2. Innerhalb der Gemeindekatechese übernimmt ein Religionslehrer einige Stunden in der Großgruppe und versucht auf diese Weise die schulische Aufgabe der Firmvorbereitung in die Firmgruppenarbeit zu integrieren.
  3. Die Mitarbeiter in der Gemeindekatechese sind fähig, die wesentlichen Inhalte auf dem Weg der Vorbereitung einfließen zu lassen und zur Sprache zu bringen.
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3. Die Arbeit mit den Eltern der Firmbewerber

3.1
Absichten der Elternarbeit. Ziel der Elternarbeit ist, bei den Eltern und in den Familien eine Firmerneuerung in Gang zu setzen. Deshalb werden die Eltern eingeladen,
  • um ihnen den Weg der Firmvorbereitung zu erläutern und verständlich zu machen;
  • um mit ihnen über die Situation der Firmbewerber zu sprechen;
  • damit sie bei der Firmvorbereitung in der eigenen Familie, in der Firmgruppenarbeit, bei Treffpunkten, Gottesdiensten oder anderen Aufgaben in der Gemeinde mittun können;
  • damit ihnen durch gemeinsames Beten und Arbeiten die Verantwortung als Gefirmte deutlich wird und sie die eigenen Fähigkeiten als Begabung des Geistes neu zu sehen lernen.
3.2
Wege der Elternarbeit. Eltern brauchen für ihre Aufgaben Hilfen und die Möglichkeiten, sich mit anderen Eltern auszutauschen, sich gegenseitig zu ermuntern und zu stärken. Je nach Situation der Gemeinde sind folgende Schritte und Stationen möglich:
  • Vor der Arbeit mit den Firmbewerbern werden die Eltern eingeladen, um den Weg der Firmvorbereitung und die Möglichkeiten ihres Mittuns zu besprechen.
  • Aus dem Kreis der Eltern werden Mitarbeiter für die Firmvorbereitung (Leiter von Firmgruppen oder Einzelaufgaben) gewonnen.
  • Eltern und Geschwister werden in die Bewältigung von Gruppenaufgaben einbezogen.
  • Die Familien werden von den Firmgruppen eingeladen (z.B. zu Gottesdiensten, Elternnachmittagen, zum Firmgottesdienst und zum Fest).
  • Den Eltern werden Hilfen zur eigenen Weiterbildung im Glauben angeboten.
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4. Die Firmvorbereitung als Chance der Firmerneuerung der Gesamtgemeinde und der Gruppen der Gemeinde

4.1
Absichten der Firmerneuerung in der Gemeinde. Die Zeit der Firmvorbereitung ist in der Gemeinde zur Firmerneuerung der Gemeindemitglieder zu nutzen. Dabei soll eine Besinnung auf den Grundauftrag der Kirche sowie die besondere Sendung des einzelnen und der Gruppen der Gemeinde das Gebet und das Engagement neu beleben. Die Gemeinde, die junge Menschen zur Vorbereitung auf die Firmung einlädt, muss sich fragen lassen, wie sie aus dem Geist Gottes lebt. Nur wenn sie darauf mit „anschaulich gelebter Hoffnung“ antworten kann, wird sie auf sich als Auswirkung des Geistes und als Ausdrucksform der Geisterfahrung aufmerksam machen dürfen. Dies ist die Voraussetzung für die Forderung der Synode: „Träger der Firmvorbereitung ist die Pfarrgemeinde.“ (A.a.O., B 3.2)
4.2
Wege der Firmerneuerung in der Gemeinde. Die Wege der Firmerneuerung sind so vielfältig wie das Leben der Gemeinden. Der persönlichen Glaubenserneuerung und der Entfaltung und Belebung der Dienste können folgende Möglichkeiten dienen:
  • die Sammlung von Gemeindegliedern zu Gruppen und die Deutung des Zusammenseins als Wirkung des Geistes;
  • besondere Formen der Verkündigung, die der Glaubenserneuerung dienen (z.B. Predigtreihen, Glaubensgespräche) oder den Glauben feiernd erfahren lassen (z.B. Haus- und Gruppengottesdienste, Meditationen, Gemeindewallfahrt, Novene);
  • die Besinnung der einzelnen Gruppen der Gemeinde auf ihren besonderen Auftrag (Pfarrgemeinderat, Kirchenvorstand, Verbände, Arbeitskreise usw.);
  • die Ermutigung bestehender Jugendgruppen, selbst Ort der Firmvorbereitung zu sein. Die Ausbildung der Leiter für diese Aufgabe wird ihnen auch eine Deutung und Vertiefung ihrer alltäglichen Arbeit bringen.
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IV. Aufgaben im Dekanat

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Das Dekanat ist die Ebene, auf der die Planung und Durchführung der Firmpastoral in Gang gesetzt und begleitet werden. Es kann sinnvoll sein, die Firmtermine auf der Ebene einer Region abzustimmen bzw. in Nachbardekanaten im selben Zeitraum die Firmung zu spenden und vorzubereiten, wenn die Einzugsbereiche der Schulen dies zur Erteilung des Religionsunterrichtes erforderlich machen.
  1. Beratung im Dekanat
    Durch Beratung in der Dekanatspastoralkonferenz und im Dekanatspastoralrat sollte der für die Gemeinden sinnvolle Weg der Firmvorbereitung erkundet, der für die Gemeinden günstige Zeitpunkt der Firmung geplant und mit dem firmenden Bischof abgesprochen werden. Dabei sollen auch Begegnungen des Bischofs mit Personen und Institutionen des Raumes, vor allem aber mit den Mitarbeitern der Firmvorbereitung eingeplant werden.
  2. Bildung einer Arbeitsgruppe
    Im Dekanat wird eine Arbeitsgruppe gebildet, der neben ehrenamtlichen Mitarbeitern auf jeden Fall der Dechant oder der Dekanatsjugendseelsorger oder -pfleger oder der Dekanatskatechet angehören sollte. Aufgabe dieser Gruppe ist die Sicherstellung der Mitarbeiterausbildung, der Arbeit mit den Priestern und Lehrern, die Bildung von Firmgruppen für Erwachsene und die Sorge für die Öffentlichkeitsarbeit.
  3. Ausbildung der Mitarbeiter
    Die Arbeitsgruppe auf Dekanatsebene sorgt für die Ausbildung der Mitarbeiter. Diese Ausbildung kann je nach Zahl der Mitarbeiter im Pfarrverband, in benachbarten Pfarreien oder auf Pfarrebene durchgeführt werden. Der Ausbildungskurs findet an vier Abenden und einem Wochenende statt. Am Wochenende sollten auch die Familien der Mitarbeiter beteiligt werden. Der Ausbildungskurs wird von einem Leitungsteam durchgeführt. Ein Mitglied dieses Teams übernimmt die Begleitung der Mitarbeiter in diesem Raum (z.B. bei regelmäßigen Treffen oder durch Hilfsangebote für einzelne Gruppen).
  4. Werbung der Mitarbeiter
    Die Werbung der Mitarbeiter sollte nach Beratung im Pfarrgemeinderat durch erfahrene Mitarbeiter, vor allem aber durch den Priester der Pfarrgemeinde geschehen. Eine Unterstützung durch ein Mitglied des Leitungsteams für den Ausbildungskurs (z.B. beim Elternabend) kann hilfreich sein.
  5. Aufgaben des Dekanatskatecheten
    Der Dekanatskatechet – ersatzweise ein Priester oder Religionslehrer der Vorbereitungsgruppe – führt die Religionslehrer in die Möglichkeiten des schulischen Religionsunterrichtes bei der Firmvorbereitung ein und informiert über die Arbeit in der Gemeinde. Er schlägt die Bildung von Arbeitsgemeinschaften der Lehrer vor und begleitet diese. Ziel dieser Arbeit soll auch sein, durch eine Firmerneuerung der Religionslehrer ihr eigenes Selbstverständnis zu festigen.
    Er überprüft, ob der Religionsunterricht mit dem Thema Firmung in den betreffenden Jahrgängen aller betroffenen Schulen sichergestellt ist. Bei Ausfall des schulischen Religionsunterrichtes sorgt er für angemessenen Ersatz.
    Der Dekanatskatechet sollte in der Dekanatskonferenz auf eine verbindliche Absprache der Inhalte und Wege zwischen Religionsunterricht und Firmgruppenarbeit der Gemeinde drängen, damit nicht Doppelungen entstehen, sondern vielmehr sinnvolle Ergänzungen ermöglicht werden.
  6. Hilfen und Einrichtungen der Erwachsenenbildung
    Die Einrichtungen der Erwachsenenbildung (Dekanatsbildungswerk, Familienbildungsstätte …) sollen die Firmvorbereitung im Dekanat in ihre Arbeit einbeziehen. Insbesondere unterstützen sie die Ausbildung der ehrenamtlichen Mitarbeiter und die Elternarbeit.
  7. Öffentlichkeitsarbeit
    Die Arbeitsgruppe sorgt für eine ausreichende Öffentlichkeitsarbeit, z.B. durch Briefe an die Eltern und Firmbewerber, durch Informationen über Ausbildungskurse und über die Arbeit der Firmgruppen in den Pfarrnachrichten. Die Lokalpresse soll zur Verdeutlichung des Sakramentes auch gegenüber einer nichtkirchlichen Öffentlichkeit genutzt werden.
  8. Auswertung der Arbeit
    Die Arbeitsgruppe führt zum Abschluss der Firmvorbereitung die Mitarbeiter zu einem Auswertungsgespräch zusammen, hält das Ergebnis fest und macht es fruchtbar für die Firmpastoral des Dekanates. Den Abschluss sollte ein Fest mit den Mitarbeitern bilden.
    Subsidiäre Hilfen leisten die Regionalseelsorger. Sie begleiten, die Arbeitsgruppe, sorgen für die Ausbildung der Mitarbeiter, die in der Leitung der Ausbildungskurse mitarbeiten, und vermitteln gegebenenfalls Ausbildungskräfte auch über die Grenzen der Dekanate hinweg.
    Die vielfältigen Schritte dieses Weges bedürfen einer zeitlichen Planung. Aus Erfahrung bieten sich folgende Fristen an:
    Festlegung des Termins
    Bildung einer Vorbereitungsgruppe
    9 Monate vor dem Firmtag
    Planung der Arbeitsschritte
    Beginn der Öffentlichkeitsarbeit
    Bildung der Ausbildungsteams
    8 Monate vor dem Firmtag
    Anmeldung zur Firmvorbereitung
    Durchführung der ersten Elternabende
    Werbung der Mitarbeiter
    6-7 Monate vor dem Firmtag
    Ausbildungskurs
    Bildung der Arbeitsgemeinschaften
    für Religionslehrer
    5 Monate vor dem Firmtag
    Beginn der Gruppenarbeit
    Beginn des Religionsunterrichtes
    Elternarbeit
    4 Monate vor dem Firmtag
    Anmeldung zur Firmung
    2 Wochen vor dem Firmtag
    Feier der Firmspendung
    Fest der Gemeinde
    Firmtag
    Feste der Firmgruppen
    Auswertung, Rückblick
    am Firmtag oder folgenden Sonntag
    Fest der Mitarbeiter
    bis 1 Monat nach dem Firmtag
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V. Nacharbeit und Ausblick

Die Firmpastoral, die in diesen Leitlinien beschrieben ist, versteht die Firmung nicht als ein punktuelles Ereignis im Leben des Gefirmten, das mit dem Firmtag abgeschlossen ist. Deshalb soll die Gruppenarbeit auch so angelegt werden, dass nach dem Firmtag ein gemeinsamer Rückblick stattfindet.
Bei diesem Abschluss der Firmgruppenarbeit muss auch auf weiterführende Möglichkeiten hingewiesen werden, wie die Jugendlichen das Leben in der Gemeinde teilen und mittragen können. Wieweit die Firmmitarbeiter auch weiterhin die Jugendlichen begleiten, hängt von ihren Einsatz- und Belastungsmöglichkeiten ab. Diese müssten sie für sich klären. Ansatzpunkt sollten aber auch die Wünsche der Jugendlichen sein. Gemeinsam können Wege gefunden werden.
Unter Berücksichtigung dieser Aspekte ergeben sich je nach der Anzahl der Möglichkeiten und Fähigkeiten der zur Verfügung stehenden Mitarbeiter zwei Wege, die Impulse der Firmgruppenarbeit weiterzuführen. Am besten sollten beide sich ergänzenden Möglichkeiten den Firmbewerbern angeboten werden.
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Möglichkeit 1: Qualifizierte langfristige (Verbands-) Gruppenarbeit
In dem Umfang, wie sich junge erwachsene Mitarbeiter für eine längerfristige (mindestens zweijährige) Mitarbeit in Leitungsteams von Jugendgruppen zur Verfügung stellen und auch bereit sind, sich ausbilden zu lassen, sollte auf jeden Fall den interessierten Firmbewerbern das Angebot einer qualifizierten (Verbands-) Gruppenarbeit nach den „Leitlinien Kirchliche Jugendarbeit im Erzbistum Paderborn“ gemacht werden. Eine solche Gruppenarbeit entspricht einerseits den Wünschen der Jugendlichen nach eigener Gestaltung ihrer Freizeit, verbunden mit der Möglichkeit, über glaubwürdige Gesprächspartner eine sinnvolle Lebensgestaltung für sich zu finden; andererseits ist eine lebendige Gemeinde ohne solche Gruppen schlecht vorstellbar. Die Firmmitarbeiter, die sich für die weiterführende Jugendgruppenarbeit zur Verfügung stellen, können durch die Stärkung vorhandener oder die Bereitstellung neuer Leitungsteams die Aufnahmefähigkeit der in der Gemeinde schon arbeitenden Gruppen für die Firmbewerber vergrößern. – Falls noch keine Jugendarbeit vorhanden ist, sind sie der Ansatzpunkt für den Aufbau längerfristiger Gruppen. Wichtig ist auf jeden Fall, die entsprechenden Verbandsleitungen von vornherein in die Firmvorbereitung mit einzubeziehen.
Möglichkeit 2: Kurzfristige offene Angebote
Falls die Voraussetzungen für eine systematische längerfristige Jugendarbeit nicht gegeben sind, sollte man nicht Firmgruppen nach der Firmung einfach so lange fortsetzen, bis sie von selbst auseinanderbröckeln oder einschlafen. Vielmehr sollte man mit einem Fest die regelmäßigen Treffen beenden, die so in guter Erinnerung bleiben. Anstelle der regelmäßigen Gruppenabende müssten dann kurzfristige Angebote treten, zu denen die Firmbewerber mehrmals im Jahr eingeladen werden (z.B. soziale Projekte, Wochenende mit lebenskundlicher oder religiöser Thematik, besondere Gottesdienste, Fahrten, Wallfahrten, Gespräche, Besinnungstage usw.). Solch kurzfristige Angebote schaffen neue Erlebnisse und lassen den Kontakt der Firmlinge untereinander und mit der Gemeinde nicht abreißen. Zur Durchführung dieser kurzfristigen Angebote können auch Firmmitarbeiter gewonnen werden, die aus zeitlichen oder anderen Gründen bei der regulären Jugendgruppenarbeit nicht mitmachen können. Beim Festlegen der Inhalte dieser Aktivitäten und bei ihrer Durchführung müssten die angesprochenen Jugendlichen selbst mitwirken.
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VI. Fragen an die Verantwortlichen und die Mitarbeiter

Es ist wichtig, dass auf Dekanats- und Gemeindeebene die Firmvorbereitung mit den Verantwortlichen und Mitarbeitern kritisch ausgewertet wird. Folgende Fragen können Anstöße für das Auswertungsgespräch sein.
  • Haben die Mitarbeiter in der Durchführung der Firmvorbereitung ihren Glauben an die wirksame Gegenwart des Heiligen Geistes stärken können?
  • Hat die Ausbildung zu einer persönlichen Firmerneuerung geführt?
  • Verstehen die Mitarbeiter ihre bisherigen Aufgaben neu?
  • War in der Begleitung der Gruppen die Deutung der Ereignisse und Ergebnisse möglich?
  • Wie war die Zusammenarbeit zwischen Elternhaus, Priester, Religionslehrer und Firmmitarbeitern?
  • Haben Familien neuen Zugang zum Gemeindeleben finden können?
  • Wie hat sich die Firmgruppenarbeit auf Religionsunterricht und häusliche Gespräche ausgewirkt?
  • Wie haben sich z.B. Elternabende, Familienunternehmen, besondere Gottesdienste für Firmbewerber und deren Familien, Firmtest ausgewirkt?
  • Wo sind in der Gemeinde Veränderungen sichtbar geworden: etwa durch Gespräche und Gesprächskreise, geistliche Impulse, neues Engagement, gemeinsame Unternehmungen, Tätigkeiten und Dienste?
  • Sind vorhandene Dienste anerkannt und neue Aufgaben sichtbar geworden?
  • Was geschieht mit den Mitarbeitern: Bleiben sie miteinander und mit der Gemeindeleitung in Kontakt; bilden sich Gruppen; sind Mitarbeiter motiviert, an anderer Stelle mitzutun?
  • Lässt sich die Gruppenarbeit in einem kirchlichen Jugendverband weiterführen?
  • Zu welchen Anlässen könnten Gefirmte erneut eingeladen werden?